Tests von Stiftung Warentest zu Hundefutter – wie aussagekräftig sind sie?

Stiftung Warentest gilt gemeinhin als anerkannte Testinstitution, und viele Verbraucher vertrauen relativ blind darauf, wenn auf einem Produkt ein „Gut“ oder sogar „Sehr gut“ von Stiftung Warentest prangt. Gerade wenn dann auch noch der Preis stimmt, wird oft nicht mehr lange nachgedacht und zugegriffen. Dabei denken viele nicht daran, dass bei den Tests für die Gewichtung bestimmte Kriterien und Gewichtungen herangezogen werden, wo der Einzelne vielleicht ganz andere Prioritäten gehabt hätte. Oft lohnt ein Blick dahinter – so auch beim Thema Hundefutter.

Nassfutter im Test von Stiftung Warentest

2015 war bei Stiftung Warentest Nassfutter an der Reihe. Was qualitäts- und gesundheitsbewusste Hundebesitzer aber stutzig machte, war die Tatsache, dass ein Futter wie Pedigree es auf Platz 2 und die Note „Sehr gut“ brachte. Mit Rübenschnitzeln als gut versteckter Zuckerform und sehr viel Getreide wirkt eine solche Platzierung doch recht fraglich. Pedigree ist auch Nicht-Hundebesitzern meist gut bekannt, da es in Zeitschriften und im Fernsehen stark beworben wird und im Supermarkt oft recht prominent platziert ist.

Die Regel „wenn es in der Werbung kommt, iss es nicht“ in Hinblick auf möglichst naturbelassene, hochwertige und gesunde Ernährung trifft beim Menschen nicht selten zu, und auch Hundefutter macht dabei in der Regel keine Ausnahme. Auf so manches hochwertige Hundefutter stößt man als Besitzer oft erst nach ausgiebiger Recherche, nachdem man festgestellt hat, dass das Schnäppchen aus dem Supermarkt dem Vierbeiner doch nicht so gut bekommt oder Unverträglichkeiten aufgetreten sind.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=VxzC_-whVQ0

Gute Noten trotz Zuckers und viel Getreide

Blickt man hinter die Kulissen des Tests, schreibt Stiftung Warentest, dass laut einer Studie Getreide für Hunde kein Problem sei. Wichtig sei hier nur eine gute Qualitätskontrolle, um Schwermetall- oder Schimmelpilzbelastungen aus dem Weg zu gehen.

Laut Stiftung Warentest waren Aflatoxine, die gefürchteten Schimmelpilzgifte, bei allen getesteten Produkten kein Problem. Interessant war darüber hinaus die Anmerkung, dass es keine Richtlinie dafür gibt, wie viel Gluten ein als glutenfrei gekennzeichnetes Produkt noch enthalten darf. Hier besteht anscheinend durchaus Bedarf für eine Korrektur durch den Gesetzgeber.

Der erfahrene Hundebesitzer weiß aber aus der Praxis durchaus, dass insbesondere glutenhaltiges Getreide für die meisten Hunde schlicht unnötig ist – gerade bei einem „mäßig aktiven Hund“, von dem Stiftung Warentest bei dem Test ausging. Außerdem spielt es natürlich eine Rolle, ob es nur ab und zu etwas Getreidehaltiges gibt oder ausnahmsweise das heißbegehrte Vanilleeis an einem heißen Sommertag, oder ob die tagtägliche Fütterung mit Zucker und Getreide angereichert ist. Für Stiftung Warentest aber anscheinend kein Problem.

Auch Frolic gehört zu den allgemein bekannten, in jedem Supermarkt verfügbaren Hundefuttermarken. Dass es Zucker in Reinform enthält, hielt Stiftung Warentest nicht davon ab, dem Futter ein glattes „Befriedigend“ zu geben. Auch die Kombination mit einem sehr geringen Fleischanteil führte noch zu diesem halbwegs passablen Ergebnis.

Dass man sich mit den Kriterien eines Tests gut auseinandersetzen sollte, zeigt dann auch, dass einige von der Zusammensetzung her durchaus höherwertige Marken weiter hinten landeten, was beispielsweise Nebensächlichkeiten wie der Verpackungsgestaltung geschuldet war. Deklaration, Werbeaussagen und Fütterungsempfehlungen machen für Stiftung Warentests zusammen ganze 30% des Testergebnisses aus, während für den Schadstoffgehalt nur 10% vorgesehen ist.

Der Rest bezieht sich dann immerhin vollständig auf die ernährungsphysiologische Qualität – was bei den bereits angesprochenen Anforderungen aber für den qualitätsbewussten Käufer auch keine große Richtlinie mehr darstellen kann.

Orientiert an der Qualität für Hunde oder den Bedürfnissen der Hersteller?

Insgesamt liest sich der Bereich „Fragen und Antworten“ zum Teil, als wäre er von den Herstellern gewisser Massenware diktiert worden. Die Gleichgültigkeit gegenüber einem hohen Getreideanteil spielt diesen natürlich in die Hände, da Getreide deutlich billiger als Fleisch ist, und bei Massenprodukten nicht selten billige Inhaltsstoffe mit teurem Marketing und einem erschwinglichen Endpreis einhergehen – da muss natürlich irgendwo der Rotstift angesetzt werden.

Da sich viele Käufer nicht genauer mit den Produkten auseinandersetzen und auf die aktuellen Marketingslogans vertrauen, funktioniert das meist auch wunderbar.

Ein hoher Getreideanteil scheint laut Meinung von Stiftung Warentest auch schon fast eher die Norm zu sein – was natürlich zutrifft, wenn man vor allem auf das gängige Angebot im Supermarkt schaut. Demnach seien Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse nach Getreide erst der zweithäufigste Inhaltsstoff.

Ganz generell scheint Stiftung Warentest vieles egal zu sein, was noch nicht durch Studien eindeutig als schädlich bewiesen wurde. Hier ist zum Beispiel das Thema Mineralölbelastung zu nennen. Da die Schädlichkeit noch nicht abschließend geklärt ist, bezeichnet es das Magazin eingangs als „nicht bedenklich“.

Erst am Schluss des Absatzes, bis zu dem vielleicht nicht jeder liest, wird erwähnt, dass je nach Mineralstoffart sich das Öl im Gewebe anreichern kann oder sogar im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Immerhin wurden in den Tests aber maximal sehr geringe Werte gefunden.

Tipps zur Lagerung des Hundefutters

Positiv zu erwähnen bleibt bei diesen Infos zumindest der Hinweis zur Lagerung. Laut Stiftung Warentest sollte man bei Trockenfutter das Futter immer für drei Tage in einen luftdichten Container umfüllen und nur Sackgrößen kaufen, die innerhalb von sechs Wochen aufgebraucht werden.

Während besonders der Tipp bezüglich der Sackgröße wirklich sinnvoll ist, auch wenn nach Möglichkeit gerade bei hochwertigen Inhaltsstoffen der Sack lieber in ca. einem Monat leer sein sollte, ist das Umfüllen aber mit Vorsicht zu genießen. Natürlich ist es für das weiterhin in der Originalverpackung verbleibende Futter von Vorteil, wenn es möglichst selten mit Sauerstoff in Berührung kommt.

Allerdings hängt es dann stark vom verwendeten Behälter ab, ob man sich nicht andere Probleme ins Haus holt, beispielsweise eine zusätzliche Belastung durch BPA oder BPS aus entsprechenden Plastikbehältern. Ein Behälter aus Edelstahl oder Glas ist hier zu empfehlen, sofern er wirklich luftdicht schließt und auch Insekten keine Chance lässt.

Trockenfuttertest von Stiftung Warentest

Bei den bereits bekannten Bewertungskriterien überrascht es wenig, dass auch beim Trockenfuttertest 2016 wieder eine Marke wie Pedigree auf dem Siegertreppchen landen durfte. Mit Zuckerrübenschnitzeln und Getreide als Hauptinhaltsstoff war immerhin noch der dritte Platz drin.

Insgesamt war in den Futtersorten von Platz 1 bis 7 überall Getreide enthalten. Stiftung Warentest freut sich dabei darüber, dass so dem Hund wertvolle Kohlenhydrate geliefert würden. Immerhin erwähnt das Magazin auch, dass die Beimischung die Produktion der Kroketten erleichtert.

Zu einem Leserkommentar zum Thema Zucker äußerte sich die Zeitschrift sinngemäß, dass etwas Zucker in Summe für eine schönere Optik sorgt, und Tierhalter nun mal Wert auf ein ansprechendes Äußeres beim Futterkauf legen würden. Bei den relativ geringen Zuckermengen sei das dann ohnehin für die Hunde unschädlich.

Hier wird aber auch wieder sehr gut deutlich, wie der Anspruch des Tests zu deuten ist. Auf vorrangig aus Hundesicht sinnvoll konzipiertes Futter wird anscheinend eher sekundär Wert gelegt – Hauptsache, der „Modellhund“ verträgt es halbwegs, und die Bedürfnisse des Käufers werden befriedigt.

Viele hochwertige Marken fehlen

Dass der Test im Wesentlichen auf Produkte aus Massenproduktion zugeschnitten ist, wird auch beim nächsten Punkt deutlich. Wer genauer auf die Liste der getesteten Marken schaut, wird schnell feststellen, dass so manche qualitativ hochwertige Marken, die zumindest in einschlägigen Foren einen hohen Bekanntheitsgrad genießen, im Test gar nicht vorkommen. Platinum, Lukullus, Markus Mühle, Lupovet, Wolfsblut und wie sie alle heißen – Fehlanzeige.

In den Kommentaren gab es auch hierzu Kritik, beispielsweise wurde das Fehlen von Josera bemängelt. Stiftung Warentest antwortete darauf, dass nicht alle Futtermarken getestet werden könnten, was natürlich verständlich ist.

Im nächsten Satz wird ganz selbstverständlich erwähnt, dass für die Auswahl der Sorten die Marktbedeutung von besonderer Wichtigkeit sei. Das bestärkt dann aber auch den Eindruck, den wir bisher gewonnen haben. Anscheinend soll der Test einfach ein Ranking der Sorten sein, die ohnehin schon jeder kauft, statt den Lesern darüber hinaus gute Alternativen vorzustellen. In Summe ist der Test für Hundebesitzer, die stark auf hohe Qualität achten, also eher keine Richtlinie.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=6hULYs22h-E